"Wieder mal, kein Problem, das hatten wir ja schon ein paar mal" waren meine Gedanken. Also fix die Kirchturmuhr stromlos gemacht, die Platine ausgebaut, das defekte Relais und seine 3 gleich alten "Brüder" ausgelötet und Ersatzrelais eingelötet.
Dann das Ganze wieder zusammengebaut und eine dreiviertel Stunde später wieder Strom drauf.
Jetzt sollte die Uhr den "Stromausfall" erkennen und die Zeiger oben am Turm nachstellen. Aber da dreht sich nichts, und hoppla, die Meldung "Nebenuhren stromlos!" ist neu...
Also Verdrahtung geprüft, das passt alles und die Stecker sind drin.
Hitzewallungen. Grübeln: wie kann die Uhr (falsch) erkennen, dass da
eine Versorgung fehlt? Der Blick fällt auf einen Optopkoppler am
Platinenrand. Und wenn man die Leitungen verfolgt, dann sieht man, dass
dorthin auch die Versorgung der Nebenuhren und es "hinter" dem
Optokoppler zum µC geht. Also mal nachgemessen: die 230V am Eingang sind
da, über der LED des OK sind 1,2V, aber der Ausgang schaltet nicht. Ja so ein Glück aber auch, muss der gerade jetzt kaputtgehen?
Und der zweite Blick zeigt nicht Gutes: das ist ein Wechselstromkoppler H11AA1, na toll.
Zwischenzeitlich steht die Zeit seit gut zweieinhalb Stunden still...
Also nach Hause mit der Platine und den Fundus durchforstet. Auf einer
"Schrottplatine" finden sich zwei TLP112, die dann bäuchlings aneinander
gelötet und passend verdrahtet in die Fassung rein kommen. Eine Messung
auf dem Labortisch zeigt: das funktioniert soweit.
Wieder zurück, alles eingebaut, Strom drauf und Gottseidank: das
Gebastel "hält", die Uhr geht in den Nachlauf und holt die
zwischenzeitlich verstrichene Zeit auf. Und nachdem die
Zeiger wieder die aktuelle Zeit zeigen, tut auch das Schlagwerk wieder
seinen Dienst und die tiefste Glocke wird wieder angeschlagen.